Hintergründe
Die von gewerkdesign gestaltete Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ im Humboldt Forum im Berliner Schloss verfolgt einen multiperspektivischen Ansatz. Sie ist keine eindimensionale Erzählung, sondern gibt verschiedenen Positionen Raum und den Besuchenden die Möglichkeit, den physischen Standpunkt und die gedankliche Perspektive zu wechseln. Das Museum, an dessen Stelle vormals der Palast der Republik stand, bietet mit dieser Inszenierung einen Raum für Erinnerung, Reflektion und Diskussion zu diesem ikonischen Gebäude. Mit dem Ausstellungstitel will das Museum vermitteln, dass der DDR-Repräsentationsbau zwar de facto nicht mehr da ist, aber umso mehr in den Köpfen der Menschen und im Stadtgespräch präsent ist. Im Rahmenprogramm rund um die Ausstellung bietet das Museum in verschiedenen Formaten die Gelegenheit zum nachhaltigen Diskurs und zur Bildung derjenigen, für die das Thema noch unbekannt ist.
Die Gestaltung möchte das kritische Potenzial der Ausstellung nutzen und setzt es kaleidoskopartig um. Wir haben eine offene Szenografie konzipiert, die nicht wie eine Kulisse angelegt ist, sondern die als partizipatives Ganzes mit vielen speziellen Lösungen funktioniert. Die Einbauten sind wie bei einer Wanderausstellung modular und haben einen temporären Charakter. Das Bild des Palasts verschiebt sich laufend: Gegenstände werden in unterschiedlichen Kombinationen sichtbar, die sich bei Positionswechseln ändern. Hierin drückt sich sowohl die Multiperspektivität des Themas als auch die sich überlagernde Subjektivität von Erinnerungen aus.
Die Ausstellung erstreckt sich über zwei Räume: den Open Space und die Basiserzählung mit Erinnerungsraum.
Der Open Space ist zugleich Prolog und Epilog der Ausstellung. Die Gestaltung dieses Raums ist, jenseits einiger freistehender Objekte und einer Medieninstallation, auf Wände und Boden fokussiert. Eine großflächige Bodengrafik zeigt einen reduzierten Stadtplan vom Berliner Zentrum, auf dem die Grundrisse des Berliner Schlosses und des Palasts der Republik übereinander gelagert verortet sind. In quadratischer Anordnung befindet sich die Medieninstallation auf vier Stelen mit jeweils vier kleinen Bildschirmen, auf denen ein künstlerisch gestalteter Film originales Bildmaterial aus der Palast-Ära mit digital erstelltem Motiondesign ineinander fließen lässt.
Auf großen Wandflächen ist der Open Space mit einer kupferfarbenen, folierten Verkleidung bedeckt, die an die Fensterfront des Palasts der Republik erinnert. Besuchende können hier zur Frage „Was ist wichtig zu erinnern?“ mit weißem Marker ihre Meinung äußern, einen Beitrag zur Debatte niederschreiben oder sich namentlich verewigen.
Der Hauptraum der Ausstellung ist die Basiserzählung. Sie ist nicht didaktisch-linear aufgebaut, sondern die Besuchenden können frei entscheiden, was sie sich in welcher Reihenfolge ansehen. Mehrere Themeninseln sind im Raum verteilt. Die Betitelungen der Themeninseln sind zugleich offene Ergänzungen auf das im Foyer über den Eingangstüren stehende Fragment „Der Palast der Republik ist…“. Gegensätzliche Wortpaare hängen über den Themeninseln: zum Beispiel „bewahrt oder verloren“, „staatsnah oder volksnah“, „prachtvoll oder zweckmäßig“. Außerdem schweben große Fragezeichen über den Themeninseln, um zu signalisieren, dass noch viele Fragen offen sind.
In der Mitte des Raumes, auch zentral im Gestaltungskonzept, befindet sich der sogenannte Erinnerungsraum. Leicht erhöht über dem umgebenden Raum ist er visuell abgeschirmt und akustisch gedämpft durch eine von der Decke hängende Banderole, die nach unten offen ist. Hell, gemütlich und geschützt ist er ein Podium für die in Audiointerviews geäußerten persönlichen Gedanken von Zeitzeugen und für die Zuhörenden ein ruhiger Ort zur Verinnerlichung und Diskussion.
Auf dem Weg vom Stadtraum ins Innere des Gebäudes passieren die Besuchenden die nachgezeichnete Kontur des Grundrisses vom Palast der Republik und bekommen so ein Gefühl für seinen ehemaligen Standort im Verhältnis zum Berliner Schloss.
Tätigkeiten/Leistungsprofil
Ausstellungsentwurf , -planung und -umsetzung, Ausführungsplanung, Planung der Objektpräsentation, Projektmanagement, Ausstellungsgrafik, Filmentwurf und -umsetzung im Open Space
Details
• Dauer: 17. Mai 2024 bis
F16. Februar 2025
• Ort: Humboldt Forum, Berlin
• Auftraggeber: Stiftung Humboldt
FForum im Berliner Schloss, Berlin
• Größe: 1.290 m²
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