Hintergründe
Das Ausstellungsprojekt „München Displaced“ widmet sich der Sichtbarmachung und Aufarbeitung einer erinnerungskulturellen Leerstelle: der Geschichte der sogenannten Displaced Persons (DPs). Unter diesem Begriff werden all jene ausländischen Zivilpersonen, welche sich nach 1945, bedingt durch den 2. Weltkrieg, außerhalb ihrer Heimat aufhielten und nicht ohne Weiteres in diese zurückkehren konnten, zusammengefasst. Dabei ist die Gruppe der DPs vielschichtig und divers, darunter politische Gefangene, KZ-Häftlinge, zivile osteuropäische Arbeiter*innen, ehemalige Zwangsarbeiter*innen, und Kollaborateur*innen. Die Dokumentation ihrer Geschichte wurde in einer breit angelegten Forschung für die Stadt München erarbeitet und für zwei unterschiedliche Ausstellungen in der Stadt aufbereitet.
Das Münchener Stadtmuseum beleuchtet mit der Ausstellung „München Displaced. Heimatlos nach 1945“ die Geschichte dieser Gruppe aus lokalhistorischer Perspektive und zeigt auf, wie diese Migrant*innen mit dem Willen, ihr Schicksal nach 1945 selbst zu gestalten, in München lebten und wirkten. Das Jüdische Museum München nimmt mit der Ausstellung „MÜNCHEN DISPLACED. Der Rest der Geretteten“ die Geschichte der jüdischen DPs in München in den Blick.
Eine besondere Herausforderung für gewerkdesign bestand darin, zwei Ausstellungen an zwei Orten sowohl grafisch als auch räumlich zu konzipieren und zeitgleich umzusetzen. Die parallel laufenden Ausstellungen stellen die Geschichte der DP Communities in einen zusammenhängenden Kontext, welcher auch gestalterisch, durch ein übergeordnetes Grafik- und Designkonzept, zum Tragen kommt. Die zwei gegenüberliegenden Museen am Sankt-Jakobs-Platz wurden durch die Einbeziehung des Außenraumes in die Gestaltung miteinander verbunden und in einen Dialog gesetzt. In den Räumen des Jüdischen Museums zeichnet die Ausstellungsarchitektur die lokale Infrastruktur der jüdischen DP-Communities entlang der Möhlstraße nach. Ausstellungsgestaltung und -grafik beider Ausstellungen evozieren das Bild von Dynamik, Flüchtigkeit und Skizzenhaftigkeit. Temporär anmutende Bauten, versetzte oder verblassende Punkte und Buchstaben, abstrahierte Karten und unterbrochene Linien prägen die Ästhetik beider Ausstellungen und verweisen außerdem auf den Work-In-Progress-Charakter des unabgeschlossenen Forschungsprojekts.
Die Ausstellungsgestaltung ist nachhaltig angelegt. Die einzelnen Ausstellungselemente wurden kostengünstig produziert, wobei der Materialverbrauch insgesamt niedrig ausfiel. Die Grafik ist überwiegend auf Papier oder Baumwolltextilien gedruckt worden, um den Einsatz von Kunst- und Verbundstoffen so niedrig wie möglich zu halten.
Tätigkeiten/Leistungsprofil
Ausstellungsgestaltung und -architektur, Ausstellungs- und Mediengrafik, Kommunikationsdesign, Produktionsleitung
Details
• Eröffnung: 5. Juli 2023
• Ort: Münchener Stadtmuseum, Jüdisches Museum München, München
• Auftraggeber: Münchener Stadtmuseum, Jüdisches Museum München
• Größe: ca. 400 m² bzw. ca. 600 m²
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