Hintergründe
Dass eines der modernsten Bürogebäude seiner Zeit – rationell gebaut, lichtdurchflutet und flexibel teilbar – gut 110 Jahre später zu einem Ausstellungshaus würde, hätte der Architekt Peter Behrens wahrscheinlich nicht für möglich gehalten. Das Gestaltungskonzept für die Jubiläumsausstellung NRW kommt zu dem Ergebnis: Nur „mit“ dem und nicht „gegen“ das ursprüngliche Architekturkonzept lässt sich eine Umgebung erschaffen, in der die Besucher*innen sich entspannt auf die Ausstellungsinhalte einlassen können. Das bedeutet, dass Einbauten und Beschriftungen temporär wirken dürfen – flexibel wie die einstigen Büroetagen –, dass Blickachsen sichtbar bleiben und der Weg durch die Ausstellung eindeutig ist.
Die Besucher*innen gelangen in den eher zurückhaltenden Bau an der Rheinpromenade durch ein leuchtend grünes Portal. Sie betreten ein Foyer, welches noch heute mit „einfachem Material und einfacher Formgebung…künstlerische Wirkung“ (*1) erzielt. Um dies aufzugreifen, stimmt eine direkt auf die Marmorflächen unterhalb der Galeriebrüstung projizierte 270° Medieninstallation über Orte und aktuellen Alltag in NRW auf den Ausstellungsbesuch ein.
Auf der Galerie im 1.OG geben große, hinterleuchtete, gerasterte Motive in den Wandnischen zunächst einen Überblick über die Herausforderungen an den Jubilar, das Bundesland NRW, die anschließend in den 8 Themenräumen behandelt werden. Dieser Bildstil ist für die folgenden Ausstellungsräume prägend, bietet Orientierungshilfe und kennzeichnet Raum- und Themenwechsel.
In den Themenräumen erwartet die Besucher*innen eine aus dem Thema abgeleitete Szenografie. So wird z. B. die inhaltliche Aussage im Bereich „Gefahr“ durch dekonstruktiv segmentierte Wandflächen emotional unterstützt. Auch sind die Einbauten jedes Themenraums im gleichen Farbspektrum gehalten – das Farbkonzept umfasst insgesamt 33 verschiede Farbtöne – und fügen so Informationen, Vermittlungsmedien und Raumwirkung zu einer Erlebniseinheit zusammen. Die Leitfarbe „Leuchtgrün“ für die Haupttexte, auf Tafeln der Bereichsfarbe gedruckte Exponatbeschriftungen und die Infografiken, die in allen Räumen in einem durchgängigen Stil gehalten sind, strukturieren den Ausstellungsrundgang. In der Außendarstellung übernimmt das Keyvisual mit den markant gerasterten Symbolen des Landeswappens die Verbindung zwischen historischem Ausstellungsinhalt und modernem Grafikstil.
Zusammen mit den Beteiligten entwickelt, verbindet das ganzheitliche Gestaltungskonzept Raum, Grafik und Außendarstellung. Und unterstützt subtil das positive Gefühl der Besucher*innen, die Herausforderungen der letzten 75 Jahre gemeistert zu haben.
*1: Aus der Einweihungsrede von Peter Behrens, Festschrift Mannesmann Röhren Werke, 1912
Tätigkeiten/Leistungsprofil
Auftrag als Generalübernehmer sämtlicher Leistungen, Ausstellungsentwurf und -planung, Ausführungsplanung, Planung der Objektpräsentation, Innenarchitektur der Serviceräume, Ausstellungsproduktion, Projektmanagement und Beratung Projektentwicklung, Entwurf der Multimediaanwendungen, Entwurf und Userinterface des Medienguide, Konzeption und Entwurf der medialen Fassadeninstallation, Hands-on-Entwicklung und -Produktion, Ausstellungs- und Mediengrafik, Leitsystem durch die Ausstellung, taktiles Leitsystem
Details
• Eröffnung: 26. August 2021
• Ort: Behrensbau, Düsseldorf
• Auftraggeber: Der Landtag FNordrhein-Westfalen
• Größe: 1.200 m², inkl. FServiceflächen ca. 2.000 m²
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Ausstellungsbau und Aufbau
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Lichtplanung
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Medienproduktion und -technik
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Grafikproduktion
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Exponateinrichtung
• Zehnpfennig und Weber, Berlin
Satz und Bildbearbeitung
• vogelfrei Design, Berlin
Medienschnitt
• Larissa Blau, Berlin
Übersetzungen
• David Ward, Berlin
• Ingrid Dixon, Gloucestershire, UK
Fotografie
• Christoph Musiol